Mitte der Sechziger bis Mitte der Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelt sich in Italien eine Strömung, die später unter der Bezeichnung "Spaghettiwestern" bekannt wurde. Der Begriff wurde ursprünglich abwertend verwendet, erwies sich dann aber als immer erfolgreicher auf internationaler Ebene und wurde schließlich zu einem echten Markenprodukt. In kürzester Zeit kam es aufgrund der wachsenden Beliebtheit dieser Filme unter Einbeziehung neuer, interessanter Elemente zur Wiedergeburt dieses amerikanischen Filmgenres.
Der italienische Film war nicht der erste und auch nicht der einzige, in dem das Genre wiederbelebt wurde, aber er war sicherlich die wichtigste Kraft zur Wiederbelebung einer Strömung, deren Zenith in Amerika schon seit langem überschritten war, und konnte sogar in Amerika sein Publikum finden.
Nach vielen Jahren ist die italienische Machart des Westerns zu Recht neu bewertet worden: Man braucht nur auf die Kassenumsätze der Filme zu schauen, um den kulturellen und wirtschaftlichen Wert der italienischen Filmwirtschaft dieser Jahre zu erkennen.
Sergio Leone war es, der 1964 mit dem Film Für eine Handvoll Dollar das Modell erfand und weiterentwickelte. Nach und nach kamen mit Leone andere Autoren, von Duccio Tessari bis Sergio Corbucci, von Tonino Valerii bis Damiano Damiani zum Genre, die oft die unberührten Weiten und die niedrigen Kosten in Spanien für ihre Produktionen nützten.
Der Italowestern wollte mit unverfälschtem Blick die reale Welt der amerikanischen Eroberung des Westens prüfen, deren Gesetz darin besteht, dass die meisten Aktionen der Menschen von Gier und Bestechlichkeit regiert werden. Die Hauptfiguren duellieren sich und sterben ohne jede Regel. Sie verwandeln sich in trickreiche Waffenkünstler, die mit Geschick die Waffe aus dem Halfter ziehen.
Die Beliebtheit dieser Filme wirkt sich auch auf der sozialen Ebene aus und wurde zum sichtbaren Gegenstück einer kontroversen Epoche, deren wichtigste Kennzeichen die Aufstände des 1968er-Jahres waren: Der einfache Kinobesucher sah im Cowboy den Rächer für alle erlittenen Ungerechtigkeiten, den Helden, der es schafft, die Schikanen eines Rivalen oder die Ungerechtigkeit der sozialen Ungleichheit zu beseitigen.
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